Djurdjevic Architectes Djurdjevic Architectes
007 Maison de l’enfance, Yverdon-les-Bains
1. Ankauf , 3. Rang


Verfahren: Architekturwettbewerb im offenen Verfahren
Auftraggeber: Etablissements Hospitaliers du Nord Vaudois (eHnv)
Zeitraum: 2023
Budget: 15’000’000 CHF
Geschossfläche: ca. 11’200 m2
Projektperimeter: ca. 6’800 m2
Nutzungen: Kindergarten, Parkhaus

Architektur: Djurdjevic Architekten, Lausanne
Muriz Djurdjevic
Statik: co–struct, Aubonne
Fabrice Meylan, Sam Bouten
Verkehr: Team+, Lausanne
Pedro de Aragao, Stéphane Menoud
Bilder: Ferala, Basel


Das Herz des Blocks als Foyer

Die Parzelle wird wie eine offene Insel behandelt, wo die architektonischen Regeln darauf abzielen, für das neue Viertel Einheit in der Vielfalt zu erzeugen. Das Projekt schlägt zwei kompakte Volumen vor, die am nördlichen und südlichen Ende der Parzelle so gegliedert sind, dass sie einen grosszügigen und dicht bepflanzten zentralen Raum, das Herz des Blocks, bieten. Die einheitliche Behandlung des Hofes macht ihn zu einem identitätsstiftenden Element für den Block. Der Belag im Stil einer Blumenwiese sowie die dichte Bepflanzung mit grosswüchsigen Bäumen verbinden ihn mit dem Gestaltungsvokabular der Yverdoner Parks wie dem Parc d'Entremonts oder dem Parc des Thermes. Das Blätterdach besteht aus einheimischen Laubbaumarten, die im Sommer das Sonnenlicht filtern und im Winter die Sonneneinstrahlung garantieren. Grosszügige öffentliche Wege schlängeln sich zwischen den Volumen und verbinden die Zugänge zu den Gebäuden auf effiziente Weise. Dieses Stück Stadt fügt sich somit perfekt in die urbane Morphologie von Yverdon ein, wo sich Grünflächen zwischen den Gebäuden hindurchschlängeln und eine entscheidende Rolle für die Lebensqualität der Bewohner spielen.

Durchlässigkeit der Räume und des Bodens

Die zukünftige grüne Promenade des Krankenhauskomplexes soll zu einer wichtigen Achse für sanfte Mobilität werden, die das Thermalzentrum, das Krankenhaus und das zukünftige Kerngebiet wie eine Perlenkette miteinander verbindet. Wenn man dieser Allee entlang des Grundstücks folgt, wird der Passant durch Öffnungen zwischen den Volumen, die einen Blick auf das Herz des Blocks und das Pflanzenfresko an der Südfassade des Parkhauses erlauben, in das Innere des Grundstücks eingeladen. Diese Durchlässigkeit ermöglicht auch eine visuelle Kontinuität durch die Parzelle sowie eine sanfte Mobilität durch eine schwache Struktur, die die angrenzenden Parzellen miteinander verbindet. Dieses offene Gebiet bietet sowohl der Tierwelt als auch den Menschen die Möglichkeit, sich frei zu bewegen. Innerhalb des Blocks wird den Böden und ihren Belägen besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Diese werden so umgestaltet, dass sie zahlreiche Funktionen erfüllen. In erster Linie ermöglichen sie die Versickerung des gesamten Regenwassers. Die Durchlässigkeit des Bodens wird bevorzugt und die Verwendung von mineralischen Oberflächen wird auf ein Minimum reduziert. Das auf diese Weise vor Ort versickerte Wasser wird ganzjährig im Boden gespeichert und kommt direkt der Flora zugute, für die der Wasserreichtum ein besseres Wachstum und eine höhere Widerstandsfähigkeit gegenüber klimatischen Unwägbarkeiten ermöglicht und die Luft bei Sommerhitze kühlt.

Kompakte und helle Volumen

Das Projekt sieht zwei kompakte Volumen mit minimaler Fassadenausdehnung vor, um den Wärmeverlust zu reduzieren und eine maximale Sonneneinstrahlung in den Innenräumen zu gewährleisten. Das Parkhaus befindet sich an der Ecke der Rue de l'Hôpital und der Rue de Gasparin. Es nimmt deren Fluchten auf und schafft so eine starke Front in der Achse der Rue de Gasparin. Der Eingang des Parkhauses ist somit leicht erkennbar und gewährleistet eine klare Zugänglichkeit für motorisierte Ströme aus der Tiefe der künftigen Avenue. Zwei Treppenhäuser an der Fassade ermöglichen einen einfachen und schnellen Zugang sowohl zum Krankenhaus als auch zum Herzen des Blocks und zum Kinderhaus. Diese hellen und zur umgebenden Landschaft hin offenen Verkehrsflächen geben den Nutzern ein Gefühl der Sicherheit und sind aus der Ferne leicht zu erkennen, was effiziente Wege gewährleistet. Die abgerundeten Ecken des Parkhauses betonen den Volumeneffekt des Gebäudes und treten gleichzeitig in einen Dialog mit dem architektonischen Ausdruck des zukünftigen Krankenhauses. Das Kinderhaus wird im Süden des Grundstücks errichtet, indem es die orthogonale Ausrichtung der Gebäude in seinem direkten Umfeld, Le Lierre und Plaisance, übernimmt. Der so gewonnene Freiraum ermöglicht es, einen Abstellplatz für die Eltern sowie einen grossen, schattigen Fahrradparkplatz zu schaffen.

Nachhaltige und warme Materialien

Die Struktur des Parkplatzes ist einfach und regelmässig, sowohl im Grundriss als auch im Aufriss, und arbeitet mit einem Gitter aus vorgefertigten Spannbetonträgern, die auf ebenfalls vorgefertigten Pfeilern ruhen. Die grosse Spannweite dieser Unterzüge ermöglicht eine flexible Nutzung des Raums, sowohl für das Parkhaus als auch für eine mögliche andere zukünftige Nutzung. Der Boden besteht aus einer modularen Holz-Beton-Verbunddecke: Eine vorgefertigte Betonplatte ruht auf Kantholzbalken aus lokaler Herkunft. Dieses System reduziert die ökologischen Auswirkungen um ca. 30% im Vergleich zu einem reinen Stahlbeton- oder Stahlsystem für solche strukturellen Spannweiten, und die Vorbereitung der Elemente im Werk verkürzt die Bauzeit. Die räumliche Qualität, die durch die Verwendung von Holz an der Unterseite erzeugt wird, reduziert nicht nur die Lärmbelästigung, sondern bietet den Nutzern auch eine warme Atmosphäre, die in der Schweiz noch selten in einem Parkhaus zu finden ist. Darüber hinaus sind alle Parkebenen natürlich beleuchtet und belüftet. Für die Fundamente wurde aufgrund des Grundwasserspiegels RC-C-Recyclingbeton verwendet, aus dem die Bodenplatte und die Streifenfundamente bestehen. Im Kinderhaus ist das Prinzip das gleiche: eine Holz-Beton-Verbunddecke, die auf Querträgern aus Fertigbeton ruht. Die Stützen sind ebenfalls vorgefertigt und ruhen auf einem Fundament aus Ortbeton.

Systematisches und repetitives Tragsystem

Beide Bauwerke basieren auf demselben Prinzip von Unterzügen, die einen Verbundboden tragen. Eine Bodenplatte ruht auf den Balken und die Verbindung wird durch Aussparungen gewährleistet, die nach dem Einsetzen der Elemente mit einem Mörtel gefüllt werden, der die Bewehrung umhüllt. Dieses System ermöglicht es, Holz und Beton während des Aufbaus zu trennen und so die Lasten am Ende des Krans zu reduzieren. Im Kinderhaus verlaufen die Unterzüge nur quer und ruhen auf vier Pfeilern, die in regelmässigen Abständen angeordnet sind. Im Parkhaus bilden die Unterzüge ein Gitter, das es ermöglicht, die Decken entlang der Fassaden des Gebäudes freitragend zu verlegen und die Anzahl der Stützen auf ein Minimum zu reduzieren. So werden die Belastungen ausgeglichen und die Struktur kann optimiert werden. Die grossen Spannweiten ermöglichen es auch, die Anzahl der schwimmenden Pfähle zu reduzieren, um die Auswirkungen auf die geschützten geologischen Schichten und das Grundwasser zu begrenzen. Der Verbundboden ist so konzipiert, dass er die Ebene horizontal verstrebt und die Struktur dann durch die vertikalen Zirkulationen, die direkt mit den Unterzügen verbunden sind, stabilisiert wird, wodurch die Lasten in den Boden zurückgeführt werden.

Ein sicherer und ruhiger Ort

Das Programm des Kinderhauses stellt besondere Anforderungen an die Sicherheit und das Wohlbefinden der Kinder, die schwer vorstellbar sind, wenn es zu nahe am Parkplatz liegt, der trotz aller Aufmerksamkeit eine gewisse Lärmbelästigung und ein Risiko durch Autos mit sich bringt. Die Entscheidung, die beiden Programme in zwei getrennten Gebäuden unterzubringen, ermöglicht es den Kindern, ihren Tag in Sicherheit und Vertrauen zu verbringen, bietet den Fachkräften ergonomische und günstige Arbeitsbedingungen und den Eltern das Gefühl, ihre Kinder den ganzen Tag über in Sicherheit zu wissen. Flexibilität, Einfachheit und Mobilität sind die Leitmotive für die Konzeption des Kinderhauses, das sich um einen zentralen Gemeinschaftsbereich, das grosszügige und durch seine doppelte Höhe helle Foyer/Refektorium, gruppiert, um das sich die verschiedenen, den einzelnen Kindergruppen gewidmeten Bereiche gruppieren.

Schattige Aussenbereiche

Das Kinderhaus präsentiert sich wie ein Pavillon in dem begrünten Park. Es verfügt über einen grossen Aussenbereich, der rundum durch einen Zaun geschützt ist, sodass er nicht zugänglich ist und die Kinder ihn nicht verlassen können. Dieser Aussenbereich wird im Sommer durch das Blätterdach der umliegenden Bäume sowie durch das Vordach/den Gang beschattet, sodass die Kinder im Freien spielen können und gleichzeitig vor Hitzschlag geschützt sind. So können sie rennen, springen und auf die im Garten errichteten Anlagen klettern, während sie vom Personal des Kinderhauses leicht beaufsichtigt werden können. Da die Kinder der Kindergartengruppe (4-30 Monate) in Hitzeperioden am stärksten gefährdet sind, ermöglicht ihnen ein Aussenbereich im Norden, nach draußen zu gehen und zu spielen, während sie gleichzeitig von dem zusätzlichen Schatten profitieren, den der Pavillon selbst bietet.

Ein grosszügiges und einladendes Foyer

Ideal in der Mitte des Gebäudes gelegen, ermöglicht die Eingangssequenz sowohl einen Zugang von der Seite der Rue de Gasparin als auch von der Seite des Blockinnenkerns. Sowohl die Kinder als auch die Angestellten des Kinderhauses finden leicht ihren Weg durch das Foyer, das alle Räume bedient und eine wirklich verbindende Funktion hat. Das Foyer wirkt durch seine doppelte Höhe, die nach Westen ausgerichtet ist, wie ein überdachter und grosszügiger öffentlicher Platz, der sich zu den begrünten Außenbereichen hin öffnet. Da die jüngsten Kinder der Kindergartengruppe (4-30 Monate) und der Lauflerngruppe (2,5-4 Jahre) am wenigsten selbstständig und mobil sind, sind ihre Lebensräume im Erdgeschoss angeordnet, mit ebenerdigem Zugang zum Aussenbereich, wo sie über grosszügige, schattige Spielbereiche verfügen. Die Kinder der grossen Gruppe (4-6 Jahre) sind im ersten Stock untergebracht. Sie verfügen über zwei sanft ansteigende Treppen, die den Kindern und Betreuern einen sicheren Zugang zu den Spielbereichen im Freien ermöglichen. Die drei Lebensbereiche der Kinder sind klar voneinander getrennt und verfügen über einen eigenen Eingang vom Foyer aus. Die Räume für das Personal befinden sich hauptsächlich im Obergeschoss und verfügen über einen grossen Pausenraum, der für Veranstaltungen wie Kolloquien oder interne Schulungen unterteilt werden kann. Eine klare Trennung zwischen den für die Kinder zugänglichen Räumen und den für die Betreuer bestimmten Räumen ist somit in diesem Plan gegeben.

Ergonomie und flexible Raumorganisation

Der Grundriss zeichnet sich durch Rationalität und Effizienz aus. Er folgt einem strukturellen Raster, das für die Nutzung von Bildungsräumen optimal ist und gleichzeitig die Anzahl der tragenden Elemente minimiert. Die Lebensräume der Kinder sind nach einem offenen Grundriss ohne feste Trennwände dimensioniert, damit die Räume mit Hilfe von Schallschutzvorhängen je nach den dort stattfindenden Aktivitäten und dem Alter der Kinder neu organisiert werden können. An einem solchen Ort spielen, lernen, schlafen, essen und experimentieren die Kinder miteinander. Es handelt sich also um eine Umgebung, die sich ständig verändert, um sich den Aktivitäten anzupassen, die zum Teil am selben Ort, aber zu verschiedenen Tageszeiten stattfinden. Die Einrichtung ist daher so konzipiert, dass sie die Kinder dabei unterstützt, ihr Potenzial zu entfalten und zu strukturieren, und es dem pädagogischen Personal ermöglicht, sie flexibel und wohlwollend zu begleiten. Die Wahl natürlicher und biobasierter Materialien bietet den Kindern und dem pädagogischen Personal eine natürliche und gesunde Lebensumgebung, die über die bereits erwähnten Überlegungen zum nachhaltigen Bauen hinausgeht.

Die Dachüberstände/Zugänge sind so dimensioniert, dass im Winter möglichst viel natürliches Licht und solare Gewinne eindringen können. Die Sonne dringt am 21. Dezember um die Mittagszeit vollständig ein, sodass die Energie der Sonnenstrahlen absorbiert und im Gebäude in Wärme umgewandelt werden kann. Dadurch wird weniger Energie für das Heizen aufgewendet. Ausserdem behält das Gebäude dank der Masse der Verbundplatten eine gute Trägheit, die die Temperaturschwankungen Tag/Nacht dämpft. Im Sommer fungieren die Vordächer als Sonnenschutz und verhindern, dass die Sonnenstrahlen ins Innere der Räume gelangen. Sonnenschutz aus Stoff, der an der Aussenseite der Verglasung befestigt ist, ermöglicht eine feinere Anpassung des natürlichen Lichteinfalls in die Arbeitsräume. Die Begrünung von Gebäuden und Aussenbereichen senkt die Oberflächentemperaturen durch die Reflexion der Sonnenstrahlung und die Evapotranspiration des im Pflanzensubstrat enthaltenen Wassers noch weiter. Begrünte Dächer ermöglichen das Auffangen von Regenwasser und fördern die Artenvielfalt.